Die saisonale Influenza, die auch „echte Grippe“ genannt wird, löst im Winter regelmäßig Grippewellen aus, was zahlreiche Krankenstände und Todesfälle zur Folge hat. Vor allem ältere Menschen sind gefährdet, schwer an Influenza zu erkranken. Die verfügbaren Medikamente helfen nicht immer zuverlässig und können auch Nebenwirkungen haben. Für Aufsehen haben in der Fachwelt daher Studien gesorgt, die belegen, dass natürliche Holunder-Extrakte gegen Influenza-Viren wirksam sein können. Das könnte neue komplementäre Therapie-Optionen eröffnen, um die Genesung zu fördern. Halten die Symptome jedoch länger an oder stellt sich ein schweres Krankheitsgefühl ein, sollten Patienten unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Eine entsprechende Wirkung haben israelische Forscher bereits in den 1990er-Jahren nachgewiesen. Während einer Grippewelle testeten sie die Wirksamkeit eines Holunderbeer-Extrakts im Vergleich zu einem Placebo. Das Ergebnis: Patienten, die das Extrakt erhielten, berichteten über mildere Symptome und erholten sich rascher. Damit lieferten die Forscher erstmals wissenschaftliche Belege für die traditionellen, volksheilkundlichen Anwendungen des Holunders. Denn in der europäischen Pflanzenmedizin gilt die Heilpflanze seit vielen Generationen als natürliches Mittel gegen Grippe und Erkältungskrankheiten.
Doch wie kommt es, dass die Pflanze mit ihren auffällig schwarzen Beeren offenbar gegen Influenza wirksam sein kann? Dazu gibt es bisher nur erste Hypothesen. In Laborstudien konnten Forscher zeigen, dass ein in den Holunderbeeren enthaltenes Anthocyanin die Replikation von Influenza-Viren behindert. Offenbar hemmt der Naturstoff ein Enzym namens Neuraminidase, das für die Vervielfältigung der Viren gebraucht wird. Einer weiteren Studie zufolge sollen auch natürliche Flavonoide aus dem Holunder eine Wirkung gegen Grippe-Viren zeigen. Die Forscher vermuten, dass sich diese Stoffe an die Oberfläche der Viren heften und so bestimmte Rezeptoren blockieren, mit denen die Krankheitserreger normalerweise an menschliche Zellen andocken. Die in den Beeren enthaltenen Mehrfachzucker (Polysaccharide) könnten außerdem eine stimulierende Wirkung auf das menschliche Immunsystem haben.