Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) erfreut sich als Wildobst und potentes Naturheilmittel großer Beliebtheit. Doch nur wenige Menschen kennen seinen engen Verwandten, den roten Holunder (Sambucus racemosa), auch Traubenholunder oder Bergholunder genannt. Beide Pflanzen sind in Mitteleuropa weit verbreitet, wobei man den roten Holunderstrauch eher in höheren Lagen findet. Verwechslungsgefahr besteht übrigens nicht: Beim roten Holunder sind die Blüten- und Beerenstände traubenförmig angeordnet, beim schwarzen Holunderstrauch dagegen tellerförmig. Der auffälligste Unterschied ist aber der: Wie schon der Name besagt, bleiben rote Holunderbeeren auch im reifen Zustand rot und färben sich niemals schwarz.
Aus schwarzen Holunderbeeren lassen sich wohlschmeckende Säfte oder Fruchtgelees herstellen. Blüten und Beeren gelten außerdem als ausgezeichnetes Mittel gegen Erkältungskrankheiten. Roh sind die Beeren jedoch ungenießbar. Doch wie steht es um rote Holunderbeeren? Oft hält sich das Gerücht, diese seien generell giftig. „Das stimmt nicht. Giftig sind nur die Kerne. Anders als bei schwarzen Holunderbeeren werden die Giftstoffe in den Kernen durch Erhitzen nicht zerstört. Man muss sie daher vor der Zubereitung entfernen“, stellt die Heilpraktikerin Cornelia Titzmann klar.
In der Volksmedizin haben rote Holunderbeeren durchaus ihren Platz, betont die Heilpraktikerin. Nur die Zubereitung von Sirup & Co ist etwas aufwendiger, da man die Beeren durch ein feines Sieb drücken muss, um die Kerne loszuwerden. Anders als schwarze Holunderbeeren sind rote Holunderbeeren außergewöhnlich ölhaltig, was man bereits beim Zerdrücken der Beeren bemerkt. Rotes Holunderöl gilt in der Volksheilkunde als besonders wertvoll, wie Cornelia Titzmann erklärt. Um es zu gewinnen, wird die von den Kernen befreite Fruchtmasse so lange geköchelt, bis sich das Öl an der Oberfläche absetzt. Unsere Vorfahren verwendeten rotes Holunderöl gerne als Erkältungsmittel, aber beispielsweise auch gegen Hauterkrankungen oder Fieberblasen.